Du willst mit deinem Team einen Blick in die Zukunft werfen? Ein Projekt steht an und du willst die Erwartungen und Sorgen dazu aufnehmen? Dann ist eine Futurespective genau das richtige für dich.
Was du mit der Futurespective erreichen kannst und welche Varianten es gibt verrate ich dir im folgenden Artikel.
Zielstellung der Futurespective
Bei einer Futurespective versuchst du gemeinsam mit deinem Team in die Zukunft zu schauen.
Entweder möchtest du eine Vorschau über das kommende Jahr machen oder das Erreichen eines Projektziels besprechen.
Die Futurespective soll dir dabei helfen, mögliche Chancen und Risiken, welche auf deinem Weg liegen, zu identifizieren.
Analog zur Retrospektive kannst du aus den gefundenen Punkten Maßnahmen und Aktionen ableiten, welche deinem Team für die Zukunft weiterhelfen können.
Unterschiede zur Retrospektive
Die Retrospektive schaut auf Ergebnisse der Vergangenheit und versucht Verbesserungen für die Zukunft abzuleiten.
Das bedeutet, dass dein Team und du aus bereits gemachten Fehlern lernt und versucht, diese in der Zukunft zu vermeiden.
Im Gegensatz zur Retrospektive schaut die Futurespective in die Zukunft. Sie versucht mögliche Chancen, Risiken oder Hindernisse zu identifizieren. Dabei ist sehr viel Unsicherheit im Spiel, da es viele Faktoren gibt, auf die dein Team keinen Einfluss hat.
Einsatzgebiete der Futurespective
Die Futurespective bietet sich immer dann an, wenn du oder dein Team am Anfang einer größeren Aufgabe oder Projekt seit.
Mögliche Einsatzgebiete sind:
- Jahresausblick mit einem Team / einer Abteilung
- Projektstart oder -kickoff
- Produkteinführung
- Prozesseinführung im Rahmen des Change Managements
- Planung und Durchführung eines großen Events
Dies sind nur einige Einsatzgebiete, es gibt sicherlich noch viele weitere sinnvolle Möglichkeiten.
Wichtig für die Futurespective ist die Fragestellung, welche du beantworten willst.
Mögliche Fragestellungen sind:
- Welche Hoffnungen oder Sorgen hast du für das kommende Jahr?
- Welche Herausforderungen sollten wir jetzt angehen, welche in der naher Zukunft, welche in ferneren Zukunft?
- Wie stellt ihr Euch euer Team in x Jahren vor?
- Unser Projekt wurde nach einem Jahr abgeschlossen und ist gescheitert. Was waren die Ursachen und Gründe dafür?
Da die Zukunft bekanntlich offen und voller Unbekannter ist, kannst du dir mal die Rumsfeld Matrix anschauen.
Exkurs – Die Rumsfeld Matrix
In der Futurespective kannst du sehr gut die sogenannte Rumsfeld-Matrix einbinden, welche auf den verstorbenen US-Politiker Donald Rumsfeld zurückgeht.
Er unterteilt den Blick in die Zukunft in 4 Quadranten
- bekanntes Wissen (known knowns)
- unbekanntes Wissen (unknown knows)
- bekanntes Unwissen (known unknowns)
- unbekanntes Unwissen (unknown unknowns)
Bekanntes Wissen
Dies beinhaltet alles Wissen, welches wir zum aktuellen Zeitpunkt kennen. Wir können die Sachverhalte, welches ich daraus ergeben, in unsere Futurespective mit einfließen lassen.
Beispielfragestellung : Welche Punkte kennen wir bereits, die uns im gewählten Zeitraum begegnen werden?
Bekanntes Unwissen
Bekanntes Unwissen beinhaltet alle Sachverhalte, von denen wir bereits im Vorfeld wissen, dass sie geklärt werden müssen. Dafür müssen entsprechende Maßnahmen ergriffen werden, damit das Unwissen in Wissen umgewandelt wird.
Beispielfragestellung : Was müssen wir tun, um Sachverhalt „XY“ zu klären?
Unbekanntes Wissen
Hiermit ist Wissen gemeint, welches wir bereits besitzen, es aber garnicht als solches Wahrnehmen. Hier ist keine wirkliche Planung möglich.
Beispiel: Ständige Überstunden führen zu Überlastung der Mitarbeiter und zu schlechten Ergebnissen.
Beispielfragestellung: Welche Prozesse oder Punkte müssen wir noch einmal ins Gedächtnis zurückrufen oder auffrischen, um mögliches Wissen aufzudecken?
Unbekanntes Unwissen
Ähnlich dem unbekannten Wissen steckt hinter dem unbekannten Unwissen jegliche Unwegbarkeit und unerwartetes Ereignis, welches eintreten kann.
Eine Vorbereitung auf diese Punkte ist in sofern möglich, dass man versucht, Prozesse oder Tools so schlank und einfach wie möglich zu halten. Damit hat man bei Eintritt eines solchen Ereignisses die Möglichkeit, flexibel zu bleiben und schnell zu reagieren.
Beispielfragestellung: Welche Prozesse sind aktuell zu komplex und Fehleranfällig?
Ablauf und Zeitaufwand
Eine Futurespective kann analog einer Retrospektive aufgebaut sein. Du kannst dich dabei gut an den Moderationszyklus halten.
Zeitaufwand: Für die Futurespective solltest du 90-120 Minuten einplanen.
Der Ablauf einer Futurespective ist wie folgt:
- Einstieg / Begrüßung / Check In der Teilnehmer – 5 min
- Fragestellung klären – 5 min
- Punkte sammeln – 10 min
- Punkte vorstellen, gruppieren und priorisieren – 30 min
- Punkte an Hand der Priorität besprechen – je Punkt 20min
- Verständnis schaffen und Thema vorstellen
- Problempunkte herausarbeiten
- Lösungen erarbeiten
- Aktionen festlegen
- Ergebnisse und Handlungspunkte bestätigen – 10 min
Tipps für eine erfolgreiche Futurespective
Um eine gute Futurespective durchzuführen, solltest du folgende Punkte beachten:
- Die Zukunft ist ungewiss und kann für einzelne auch Angst einflößen. Deshalb solltest du die Teilnehmer vorher fragen, ob sie ihre Hoffnungen und Sorgen auch teilen wollen.
- Falls du bereits eine Futurespective gemacht hast, dann ist ein Rückblick auf die letzte Futurespective ein guter Einstieg. Was hat sich erfüllt? Was ist ganz anders gekommen?
- Du musst nicht in jeder Futurespective Aktionen oder Maßnahmen ableiten. Manchmal ist es auch gut, wenn die Teilnehmer ihre Hoffnungen und Sorgen einfach mal aussprechen können und sie sich somit Gehör verschaffen.
- Jeder Teilnehmer in der Runde wird eigene Bedenken oder Handlungsfelder sehen. Die Futurespective hilft dabei, ein gemeinsames Verständnis dafür zu schaffen.
- Wir sind extrem schlecht darin, weit in die Zukunft zu schauen. Versuche die Teilnehmer zu bestärken, dass die hier genannten Punkte nicht immer in Erfüllung gehen müssen.
- Im Gegensatz zu Punkt 5 sind wir extrem gut darin, die negativen Aspekte und Möglichkeiten hervorzuheben. Als Moderator solltest du hier ein Auge darauf haben und die Teilnehmer ermutigen, auch positive Punkte einzubringen.
Varianten einer Futurespective
Eine Futurespective kannst du in verschiedene Varianten durchführen. Einige davon stelle ich dir hier kurz vor.
Hopes and Concerns – Hoffnungen und Sorgen
Das Format „Hoffnungen und Sorgen“ ist ein guter Jahresausblick für ein Team. Hier liegt der Fokus mehr auf die Gefühle und subjektien Wahrnehmungen der Teammitglieder.
Beispielfragestellung: Welche Hoffnungen und Sorgen habe ich für das kommende Jahr?
Deine Teammitglieder können im Rahmen diese Formates ihre möglichen Sorgen und Nöte benennen.
Im Rahmen dieses Formates könnt ihr selbst entscheiden, ob ihr für die gefundenen Punkte Maßnahmen ergreift oder ob die einfache Benennung reicht.
Habt ihr bereits im Vorjahr eine entsprechende Futurespective durchgeführt, lohnt sich auf alle Fälle ein Rückblick auf die Hoffnungen und Sorgen des vergangenen Jahres.
Three Horizon – Die 3 Horizonte
Im Rahmen des 3 Horizonte Modells soll das Team kurz-, mittel- und langfristige Herausforderungen benennen.
Die Zeitachsen können beliebig gewählt werden, sollten aber 3 verschiedene Zeithorizonte enthalten.
Beispielfragestellungen:
- Was sollten wir aktuell angehen?
- Was sollten wir im nächsten halben Jahr angehen?
- Was sollten wir fürs Folgejahr angehen?
Die 3 Horizonte Methode biete sich vor allem bei folgenden Szenarien an:
- Produktentwicklung im Rahmen einer Vorschau
- Weiterentwicklung im Team
- Weiterbildung im Team
Pre Mortem Diskussion
Die Pre-Mortem Diskussion ist eine Form der Futurespective, welche die Kreative Zerstörungskraft von Menschen nutzt. Es ist quasi ein „Zugrabetragen“ eines Projekts.
Hier geht es darum zu prüfen, wie ein bestimmtes Projekt oder Ziel nicht erreicht werden kann. Es funktioniert ähnlich wie die Kopfstandmethode.
Beispielfragestellungen:
Das Projekt wurde abgeschlossen. Es war eine totale Katastrophe! Was ist alles schiefgelaufen?
Der neue Prozess wurde implementiert. Niemand hält sich daran und es gibt nur Widerstände. Wieso ist das so?
Aus den gefundenen Punkten kannst du dann Maßnahmen ergreifen, um die Risiken oder Sorgen zu reduzieren.
Briefe in die Zukunft
Bei den Briefen in die Zukunft geht es darum, Erwartungen an eine Person für ein bestimmtes Datum aufzuschreiben.
Den Ablauf kann man wie folgt festlegen:
- gib ein festes Thema oder eine Fragestellung vor
- jeder Teilnehmer suche sich einen Adressaten (z.B. Product Owner, anderes Teammitglied, Teamleiter, Geschäftsführer) und eine Datum in der Zukunft aus
- jeder Teilnehmer schreibt an die gewählte Person einen kurzen Brief mit den Erwartungen, angegangenen Herausforderungen oder gelösten Problemen
- alle Briefe werden im Anschluss laut vorgelesen und diskutiert
Es macht Sinn, die Briefe zu behalten und zu einem späteren Zeitpunkt nocheinmal zu betrachten.
Varianten:
Es gibt verschiedene Varianten für die „Briefe in die Zukunft“ Futurespective.
Zukünftige Facebook Posts
Jeder Teilnehmer schreibt einen positiven fiktiven Facebook Post, für ein entsprechendes Ereignis in der Zukunft. Der Post hat ein entsprechendes Datum.
Am Ende können die Posts in einer Zeitlinie gesammelt und festgehalten werden.
Die Posts können noch mit Likes, Smileys oder anderen Emoticons dekoriert werden.
Tweets in die Zukunft
Analog Twitter kannst du die Teilnehmer kurze, 128 Zeichen lange Botschaften für die Zukunft verfassen lassen.
Diese können an einem Flipchart gesammelt und im Teamraum aufgehangen werden. So bleiben sie sichtbar und in Erinnerung.
Die Zeitungsüberschrift
Frage deine Teammitglieder, was sie gerne von sich in der Zukunft lesen möchten.
Die Überschriften sollten sich wie Schlagzeilen aus der Zeitung anhören.
Analog zu den Twitter Botschaften kann man die Zeitungsüberschriften gut auf einem Flipchart sammeln und im Teamraum aufhängen.
Fazit
Die Futurspektive ist ein sehr gutes Mittel für einen Ausblick in die Zukunft. Sie kann dabei sowohl Erwartungen, Hoffnungen und Sorgen aufdecken, als auch konkrete Maßnahmen und Aktionen erarbeiten, um ersteres abzumildern.
Sie eignet sich ideal zum Jahresstart oder Projektkickoff. Und für Teams, welche mit der Retrospektive vertraut sind, sollte eine Futurespective ohne große Hindernisse umsetzbar sein.
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